Mythos vom freien Internet

Jeden Tag kann man bei O’Reilly radar vier kurze Links erhalten, so auch gestern. Meistens findet man sehr viel Anregendes über aktuelle Entwicklungen im Zusammenhang mit den neuen digitalen Technologien. Gestern fand man einen Link auf einen sehr interessanten Artikel von Peter Osnos mit dem Titel “The Enduring Myth of the ‘Free’ Internet”. Er spricht vom “Mantra” des freien Internets.

Auf der einen Seite jene, die abschätzig von einer neuen Gratiskultur des Internets sprechen. So versuchen uns die Medien immer wieder klarzumachen, dass diese Gratis-Mentalität auf die Dauer nicht funktionieren könne. So lesen wir etwa im tagespiegel.de “Medienkonzerne erklären Gratiskultur zum Jahrhundertirrtum“. In diesem Artikel wird darauf hingewiesen, dass immer mehr Medienunternehmen weltweit Bezahlangebote einführen würden:

Die Umsonstkultur des Internets wies nicht den Weg in eine Ära von Prosperität, sondern löste die schwerste Medienkrise seit Erfindung der Drucktechnik aus. Die Verlage investierten weltweit Milliarden in die neue Technik, ohne je angemessene Erträge einzufahren.

Auf dieser Seite ist man also überzeugt, dass sich nun das Blatt wendet1. Etwas anders liegt die Problematik der Musik- und Filmindustrie. Hier sieht man riesige Verluste, weil viele Nutzer sich im Internet gratis bedienen. So liest man in einem Artikel von Zeit online mit dem Titel “Noch immer sind 95 Prozent aller Downloads illegal“:

Im Digital Music Report zieht die Branche Bilanz: Es werde mehr Musik im Netz verkauft. Doch der Schaden durch Piraterie koste bis 2015 rund eine Million Kreativ-Jobs.

Zur Eindämmung dieser Downloads werden in Deutschland kistenweise Abmahnungen ausgesprochen, dies mit Bezug auf Urheberrechtsverletzungen.

Auf der andern Seite sieht man gerade dieses freie Internet in Gefahr. Einerseits wird die Vorstellung des traditionellen Urheberrechtes in Frage gestellt. Dies macht etwa die Piratenparteien, indem sie sich für eine Modernisierung des Urheberrechtes, aber auch für einen freien Zugang einsetzen.2

Was aber ist das freie Internet? Ein Mythos, sagt Pester Osnos. Es gibt kein freies Internet. Coinstar money transfer Er rechnet in seinem Artikel vor, was seine Frau und er jährlich für den Internetzugang alles ausgeben. Von einem freien Internet kann also nicht die Rede sein. Der Autor zählt auf, welche Kosten in seiner Familie anfallen:

  • Gebühren für das Mobiltelefon (Abonnementskosten, ev. Zusatzkosten bei Mehrgebrauch)
  • Kabelanschluss für den Internetzugang zu Hause
  • gelegentliche Kosten für Filme und andere Inhalte
  • zusätzliche Steuern

Er kommt auf 225$ monatliche Kosten. Wenn man die zusätzlichen Kosten für die Hardware mitrechnet, dann sieht die Rechnung nochmals anders aus. Zu den obigen Beträgen kommen:

  • Anschaffung eines Mobiltelefons
  • Anschaffung eines Computers, Laptops, iPad etc.
  • Anschaffung von zusätzlichen Speichermedien

Diese Angaben stammen aus dem genannten Artikel. Wenn ich meine Kosten betrachte, dann sehe ich weitere Ausgaben:

  • Gebühren für den Usenet-Zugang (ist nicht unbedingt nötig, aber bequem)
  • Abonnement bei Pressdisplay für eine grosse Auswahl an Zeitungen
  • Zeitungsabonnemente (umfassen auch den Zugang zu digitalen Inhalten)
  • Kostenpflichtige Software, die für mehr oder weniger sicheres Surfen im Internet sorgt

Das sind zusätzliche Kosten, die mir spontan einfallen. Rechnet man alles zusammen, dann wird der Betrag eher höher sein, als jener, den Osnos nennt. Frei ist dieser Internetzugang also ganz klar nicht. Er kostet viel, eigentlich sehr viel. So erstaunt es nicht, dass viele Menschen in vielen Ländern – nicht nur in “armen” – sich keinen Highspeed-Zugang zum Internet leisten können. Osnos schreibt, dass sich 100 Mio Amerikaner keinen solchen Zugang leisten können, entweder aus finanziellen Gründen oder aus Gründen der mangelnden Infrastruktur. Von einer Gratiskultur zu sprechen ist also völlig schief, gratis gibt es da nichts. Aber das Geld fliesst halt nicht zu jenen, die die Inhalte machen:

Consumers pay huge amounts of money to connect their computers and phones to the pipelines carrying the flow of content, but very little of that money makes its way into the pockets of the people who create that content. Instead, the money goes to the Internet service providers and others who control the pipeline. This, in my opinion, should change3.

Die Situation ist wirklich paradox: Ich bezahle z.B. dafür, dass ich diese Blogbeiträge ins Internet stellen kann.

Neuer Firefox mit integriertem pdf-Reader

Sehr erstaunt habe ich eben bemerkt, dass die pdf-Dokumente in Firefox plötzlich ganz anders dargestellt werden.

Etwas irritiert habe ich mich gefragt, welches Programm denn nun diese Veränderung zustande gebracht hat. Ganz einfach, die neue Version von Firefox hat einen neuen, integrierten pdf-Reader, das ist das Geheimnis. Gefunden habe ich des Rätsels Lösung auf der Seite von PCtipp.

Die Umschaltung ist einfach:

Wer den integrierten PDF-Reader nicht nutzen will, kann die entsprechende Option in den Firefox-Einstellungen ändern. Dazu muss man einfach unter «Anwendungen» die Standard-Aktion für den Dateityp «Portable Document Format (PDF)» von «Vorschau in Firefox» auf das gewünschte Programm ändern, z.B. «Adobe Acrobat (in Firefox) verwenden».

Vier Links – 17.09.2012

  • Digitales Abitur mit Digital Ink – Versuch der “papierlosen Schule”
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    “Wenn heute in Bayern 1,72 Millionen Schülerinnen und Schüler wieder in ihre Klassenzimmer zurückkehren, sind auch 30 dabei, die im kommenden Frühjahr eine außergewöhnliche Hochschulreife ablegen werden: Mit Genehmigung des Kultusministeriums schreiben die Oberstufenschülerinnen und -schüler des Internatsgymnasiums Schloss Neubeuern im Landkreis Rosenheim ihre Abiturprüfungen im kommenden Mai und Juni nicht mehr auf Papier sondern mit Eingabestiften auf den Touchdisplays ihrer TabletPCs.”
    Quelle: TeachersNews
  • 12 Lessons Learned from 12 Years of Writing
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    ”Writing is hard.
    Writing something worth sharing is even harder.
    Writing something worth keeping — hardest.
    That’s twelve years of professional writing experience summed up in fifteen words.”
    Quelle: copyblogger
  • Privacy and the Social Web: 13 Resources
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    ”Navigating the world of social media can be difficult to do while also protecting your privacy. Here are 13 articles and resources which discuss tips, tricks, and user’s rights that you’ll want to be aware of when using today’s social Web.”
    Quelle: Online Education Database
  • 50 Surprising Ways To Use Your Amazon Kindle
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    ”The Kindle is good. The Kindle is great. We surrender our will, as of this date! Amazon’s own ereader attracts its fair share of fans, but its potential stretches well beyond merely reading various ebook documents.
    In addition, numerous hacks and tricks exist to push the Kindle even further, either extending its life, saving money, or tacking on some brand new features. Enjoy a few random tips to pique ebook readers’ interest, some of which require a bit of hardware and software literacy, some of which can be executed with only one neuron firing.”
    Quelle: edudemic – via Online Education Database

Geht's oder gehts?

Seit einiger Zeit können wir in der Schweiz die folgenden Plakate am Straßenrand lesen

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Auf der TCS-Webseite allerdings lesen wir dann

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Was stimmt nun?

Ein Blick auf eine andere Wendung bringt vielleicht Klarheit:

Im Blich sagt etwa der Nazi-Coach Ottmar Hitzfeld

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Auf der Seite des Klett-Verlages allerdings lesen wir:

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Im 20Minuten allerdings steht

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Auf der Seite von DRS 1 wiederum lesen wir

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In der Berner Zeitung hingegen lesen wir

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Anders sehen es wiederum die Fantastischen Vier

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Anders sieht das “Der Bund”

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Und in der Handelszeitung

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Und auch in der Solothurner Zeitung steht

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Ähnlich chaotisch sieht es im Fall von gibts oder gibt’s aus

So lesen wir in der Solothurner Zeitung vom Donnerstag, 6.9.2012, S. 25

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Im Apple-Store hingegen lesen wir

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Auch im NZZ Folio lesen wir

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Und was meint der Duden zu all dem?

Der folgende Suchauftrag nach “geht’s”

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führt im Duden online zu folgenden Ergebnissen

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Meine Schreibweise wird also einfach ignoriert, auch Anführungszeichen nützen nichts, der Duden korrigiert ganz konsequent “geht’s” in “gehts”.

Im Duden Rechtschreibung stößt man dann auf die folgende Regel:

Bei umgangssprachlichen Verbindungen eines Verbs oder einer Konjunktion mit dem Pronomen es ist der Apostroph entbehrlich; er wird jedoch häufig verwendet.

– Wie gehts (auch: geht’s) dir?

– Nimms (auch: Nimm’s) nicht so schwer.

– Wenns (auch: Wenn’s) weiter nichts ist …

(Duden – Die deutsche Rechtschreibung, 25. Aufl. Mannheim 2009)

Da haben wirs/wir’s. Die bfu und der TCS heben recht.

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Deutsch-Zentralmatur in Österreich

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Wie ich einem Artikel aus der österreichischen Zeitung Die Presse vom 10.9.12 entnehmen konnte, wird die Deutsch-Matur in Österreich neu gestaltet. Ich gehe auf einige Stellen aus diesem Artikel ein.

  • Ausgangspunkt des Beitrags ist die Feststellung, dass die Latte für die Deutschprüfung hoch gesteckt werden müsse, da eine Reifeprüfung den Antritt eines Universitätsstudiums bedeute. Daraus wird nun die Schlussfolgerung gezogen, dass es für alle vergleichbare Standards brauche.
    Dies Folgerung ist doch eigenartig, was haben vergleichbare Standards damit zu tun, dass eine bestandene Reifeprüfung ein Billett für einen Studienantritt bedeutet? Hier fehlt mir der Gedanke der Chancengleichheit für alle. Nicht der automatische Universititätseintritt ist ein Argument für die Anwendung gleicher Standards, sondern die gleiche Behandlung aller Schülerinnen und Schüler.
  • Da es vergleichbare Standards brauche, habe man sich entschlossen, allen Prüflingen die gleichen Aufgaben zu stellen.
    Auch dieser Gedanke ist nicht zwingend. Vergleichbare Standards heißt keineswegs, dass alle die gleiche Prüfung machen müssen.
  • Inhalt dieser gemeinsamen Prüfung sind offenbar drei Aufgabenpakete. In einem Paket befindet sich zwingend eine literarische Aufgabe.
  • In jedem Paket befindet sich eine ähnliche Aufgabenstellung: Statt ein längerer Aufsatz werden zwei Texte verlangt, offenbar in jedem Paket. Zudem geht jede Aufgabe von einem Text aus: “Die Kandidat(inn)en müssen sich auf die Ausgangstexte beziehen. Diese können literarisch sein oder Sachtexte, zum Beispiel aus der „Presse“, bisweilen auch Tabellen oder Schaubilder. Und die Prüflinge müssen gezielt argumentieren, Vorgänge beschreiben oder Sachverhalte darstellen. Der alte Besinnungsaufsatz hat ausgedient.”
    Man kann darüber geteilter Meinung sein, ob jeder “Aufsatz” sich auf einen Ausgangstext beziehen soll. In den letzten Jahren haben sich die Aufgabenstellungen aber tatsächlich in diese Richtung bewegt, übrigens nicht unbedingt zur Freude der Schüler. Entscheidend ist hier allerdings, wie schwierig diese Texte sind, auch der Umfang spielt eine wesentliche Rolle. Die Schüler müssen sich dann durch drei “Dossiers” durcharbeiten, das braucht Zeit. Auch die Bearbeitung dieser Texte braucht Zeit, schließlich braucht es noch eine eigene Auseinandersetzung mit dem Thema.
    Sehr häufig werden heute kurze Texte oder Zitate als Grundlage für eine Aufgabenstellung verwendet, so etwa hier an der Kantonsschule Reussbühl.
  • Auch die Beurteilung soll einheitlich geregelt werden. Jede Arbeit wird von einer Lehrperson korrigiert nach einem “genauen und verbindlichen Kriterienkatalog”. Dieser bestehe aus vier Punkten und entspreche genau der “gesetzlichen Leistungsbeurteilung”: Inhalt, Aufbau, Sprache, formale Richtigkeit (Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik).
    Wenn der Kriterienkatalog wirklich zu einer einheitlichen Prüfung führen soll, dann muss gerade dieser Katalog sehr umfangreich sein. Die Kriterien müssen zu jedem Thema, zu jedem Text entwickelt und dann auch verständlich dargestellt werden. Dann stelle man sich vor, die Schüler kommen auch in den Besitz dieser Kriterien. Vorstellbar, dass nun Rekurse gegen die Kriterien oder die Anwendung derselben durch eine Lehrperson Rekurs eingelegt wird.
  • Diese Kriterien sollen “den Primat des Inhalts” sicherstellen: “Das heißt: Eine inhaltlich gute oder sehr gute Arbeit kann kaum zu einem „Nicht genügend“ führen, auch bei formalen Mängeln. Und umgekehrt: Eine formal fehlerfreie Arbeit führt nicht automatisch zu einem „Sehr gut“.”
    Dies gilt natürlich nur, wenn man den Aufbau und auch den sprachlichen Stil zum Inhalt rechnet, sonst kann diese Bemerkung ja kaum zutreffen.
    Hier wird übrigens noch ein Seitenhieb – nicht der erste – gegen gewisse Lehrpersonen ausgeteilt: “Das mag für manche eine Umstellung bedeuten. Denn es ist eben viel einfacher, Beistrich- oder Rechtschreibfehler zu zählen als die Qualität einer Arbeit zu beurteilen.” Mit diese Problematik wird jeder, der sich zum Deutschlehrer ausbilden lässt, schon bei der ersten Aufsatzkorrektur konfrontiert. Die entscheidende Frage ist aber, wie man die Qualität einer Arbeit tatsächlich beurteilt, und zwar rekurssicher. Wir Deutschlehrer sind uns in den allermeisten Fällen einig, auch mit unseren Experten, die im Moment zumindest noch an gewissen Schulen in der Schweiz eine Gegenkorrektur machen. Das Problem ist aber auch hier der Maßstab. Zudem stellt man häufig fest, dass gerade Schüler, die eher schwach sind im Aufsatzschreiben, keine wirkliche Einsicht in diesen Qualitätsmaßstab haben.
  • Dann der optimistische Schlusssatz: “Die neue Deutschmatura wird eine zukunftsorientierte Kompetenzüberprüfung sein.”
    Warten wir die Pilotversuche ab, ich bin mir da aber nicht sicher, was wir genau durch solche Vereinheitlichungen gewinnen.

Seit einiger Zeit arbeiten wir im Bildungsraum Nordwestschweiz an einem Projekt “Harmonisierte Maturitätsprüfung (HarmMat)”. Die Stoßrichtung geht in eine Art Einheitsmatur pro Schulhaus. Wenn man allerdings diese Entwicklung in Österreich betrachtet, dann ist eine Einheitsmatur Nordwestschweiz durchaus möglich. In der Schweiz haben in der Bidlungspolitik die Kantone allerdings das letzte Wort.

Suchbegriff “emil staiger” in diesem Blog

Eben habe ich einen Blick in die Statistik dieses Blogs geworfen – unter anderem auf die Suchbegriffe, die über Suchmaschinen auf diesen Blog geführt haben. Da stoße ich doch tatsächlich auf den Suchbegriff “emil staiger”.  Mir war aber nicht bewusst, dass ich mich je über Emil Staiger in diesem Blog geäußert habe. Im schulischen Umfeld wird der Name sicher öfters gefallen sein, vor allem natürlich im Zusammenhang mit Goethe. Warum aber stößt jemand über google mit der Suche nach Emil Staiger auf diesen Blog?

Also habe ich selber in google.ch und google.de nach Emil Staiger gesucht, habe über zwanzig Seiten durchgeblättert – und bin nie auf diesen Blog als Quelle gestoßen: das schien mir in der Tat auch logisch.

Dann habe ich die Suche aber auf den letzten Monat eingeschränkt – und siehe da: jetzt taucht dieser Blog an sechster Stelle auf, noch vor dem Wikipedia-Eintrag von Peter von Matt – welche Ehre.

In einem Beitrag vor zwei Wochen habe ich auf einen Artikel von Gottlieb E. Höpli in der NZZ am Sonntag Bezug genommen. In einem Auszug, den ich von Höpli zitiere, steht der Name Emil Staiger.

Etwas sonderbar mutet es schon an, dass diese Quelle nachher plötzlich so prominent auf google erscheint. Klar ist aber, dass dieser Beitrag hier zukünftig auch auf google erscheinen wird unter dem Suchwort Staiger, immerhin habe ich den Namen jetzt mehrfach erwähnt, obwohl ich absolut nichts über Emil Staiger ausgesagt habe. Das werde ich vielleicht später vielleicht einmal nachholen, schließlich habe ich mich vor vielen Jahren tatsächlich auch zu ihm schriftlich geäußert.

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Nachtrag:

Eben habe ich festgestellt, dass die entsprechende google-Suche eingeschränkt auf den letzten Monat genau diesen Blogbeitrag an erster Stelle erwähnt. Das geht aber tatsächlich sehr schnell.

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