Was der Autor meinte …

Vor einiger Zeit machte dieser Thread die Runde. Und wie man anhand der Kommentare feststellen konnte, kommen die Deutschlehrer und die Literaturstunden dabei sehr schlecht weg. Herr Rau hat in einem Blogbeitrag darauf hingewiesen, dass es ihm egal sei, was der Autor meinte. Die Argumente, die er dort nennt, kann man nur unterstreichen:

(a) wir wissen es ohnehin nicht (es sei denn, wir hätten Briefe von ihm gelesen, und das ist selten der Fall),
(b) der Autor weiß nicht unbedingt, was er tut, und
(c) seine Meinung ist genau so viel oder wenig interessant wie die Meinung jedes anderen. Autoren meinen sicher oft, sie haben unglaublich witzige und spannende Geschichten geschrieben. Das kann mir aber egal sein, wenn ich die nun mal nicht spannend oder witzig finde.

Allerdings hat man als Besucher der letzten Solothurner Literaturtage schon oftmals das Gefühl, dass die Journalisten, die jeweils einen Autor vorstellten und ihm anschließend auch Fragen stellten, vom Autor wissen wollten, was er mit seinem Text aussagen wollte. Deutschlehrer sind also bei weitem nicht die einzigen, die in diese Falle tappen.

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Vom Zettelkasten zum Kuratieren

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Früher haben wir im guten alten Zettelkasten unser Wissen abgelegt und durchsuchbar gemacht. Diese Tätigkeit hat man katalogisieren genannt. Dieser Zettelkasten war die Gedächtnisstütze. Meistens enthielt er auch nur die Verweise auf den Standort der gesuchten Informationen. Als ich mit der Arbeit am damaligen Personalcomputer zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts begonnen habe, gehörte neben einer Textverarbeitung ein Programm zur Katalogisierung zum täglichen Gebrauch. Da es damals noch keine solchen Programme gab, habe ich mir eines programmiert – in COBOL. Mit diesem Hilfsmittel habe ich meine Arbeiten an der Universität geschrieben. Später habe ich die aufgebaute Datenbank in die Datenbank MS Access übernommen.

Nach dem Vorbild des Zettelkastens von Niklas Luhmann wurden später spezielle Computerprogramme entwickelt, die diese Idee übernommen haben. Luhmann hatte mehr als 40 Jahre lang seine Gedanken und Überlegungen in einen Zettelkasten einsortiert, dabei hat er mehr als 90’000 Zettel erstellt. Dazu wurde an der Uni Bielefeld, dort lehrte Luhmann und dort ist auch sein Zettelkasten in seinem Archiv verwahrt, im Jahr 2015 eine Ausstellung gezeigt, wo auch eine digitale Version dieses Zettelkastens vorgestellt wurde.

Seit 2014 aber haben wir für diese Arbeit ein “neues” Wort.

Das Verb ist ganz jung, das Nomen alt. Kuratoren kannten schon die Römer, und zwar in grosser Zahl und Zuständigkeit. Unter Kaiser Augustus waren es mit Machtfülle ausgestattete Aufsichtsbeamte, denen das Regiment über Wege und Landstrassen übertragen war und die sich darum kümmerten, dass der Tiber nicht verdreckte. Auch mit Erhaltung und Ausbesserung der Wasserleitungen, Brücken, Tore, Mauern waren curatores beauftragt. (NZZ)

Was aber genau bedeutet “kuratieren”?

… Dinge auszuwählen, um sie zu exponieren und zu bewahren.

Dies die Definition der NZZ. Oder mit den Worten von Bernd Oswald:

In den vergangenen Jahren hat sich ein neuer Begriff für diese Filterfunktion herausgebildet: Kuratieren. Das Wort nimmt Bezug auf den Kurator (vom lateinischen curare = sorgen, sich kümmern) eines Museums, der die Exponate einer Ausstellung nicht nur auswählt, sondern auch über ihre Anordnung und Präsentation entscheidet.

Ein Kurator im modernen Sinn sammelt also Wissen, anstatt aber die Beiträge wie ein Journalist weiter zu verfolgen, werden sie lediglich “anmoderiert“. Im Unterschied zum alten Zettelkasten sind diese kuratierten Inhalte meistens öffentlich.

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Der letzte Schultag

Der letzte Schultag ist sicher etwas Besonderes. Damit dieses Besondere auch in Erinnerung bleibt, lässt man sich offenbar einiges einfallen. Ob allerdings eine Fahrt mit dem Roller durch die Mensa wirklich etwas so Originelles ist, ist eher fragwürdig. Offenbar aber ist die Tamedia-Presse da anderer Meinung und widmet dem Urheber dieses Streiches einen ganzen Artikel. Wie wäre es, wenn man denjenigen, die die besten Notendurchschnitte haben, einen Artikel widmen würde? Diese Leistungen sind auf jeden Fall bemerkenswerter als eine banale Fahrt mit dem Roller durch ein Schulhaus.

An der Kantonsschule in Solothurn ist dieser letzte Tag für die Schülerinnen und Schüler offenbar nichts Besonderes. In einer von der Schule organisierten kleinen Schlussfeier werden sie verabschiedet, die Verabschiedeten aber wollen nicht durch “originelle” Aktionen auf sich aufmerksam machen. Da ist der “Tag danach” wesentlich beliebter, der Tag nach Bekanntgabe der Prüfungsresultate. In diesem Jahr verbietet man den Schülern den Zutritt in die Schule, wie die Solothurner Zeitung hier und hier gemeldet hat.

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