Komplexität der modernen Welt

Als ich neulich in die Autogarage eines sehr guten Kollegen gekommen bin, sehe ich zufällig die Motoren von zwei verschiedenen Autos. Ich erfahre, wie schwierig es geworden sei, an modernen Automotoren etwas zu reparieren. Ich werde Zeuge, welcher Handgriffe es schon nur bedarf, um eine einfache Birne auszuwechseln.

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Dies das Bild eines Opel Corsas, Jahrgang 2004. Der ganze Motorraum ist völlig ausgefüllt, auch für einen Mechaniker eine Herausforderung. Als Nichtfachmann lässt man da lieber die Finger davon. Um eine Birne auszuwechseln muss der Luftfilter entfernt werden. Die Elektronik ist allgegenwärtig. Bei einem Defekt gibt der angeschlossene Computer nachher Auskunft über die Fehlerquellen.

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Hier das Bild eines VW Karmann, Jahrgang 1959. Der Motorraum ist fast leer, die Batterie steht etwas abseits, sie auszuwechseln ist ein Kinderspiel. Aber auch sonst würde man als Bastler an einem solchen Motor durchaus noch auf seine Kosten kommen. Hier kann der Mechaniker noch auf seine ursprünglich Intuition vertrauen, d.h. insbesondere auf sein Gehör, wenn der Motor nicht ganz rund läuft.

Die Welt wird dauernd komplexer – nicht nur in Bezug auf Automotoren. Unsere Kinder heute wachsen in der "Welt des Opel Corsa" auf, auf diese Realität müssen wir sie vorbereiten. Die "Karmann-Welt" ist unsere nostalgische Vergangenheit. Es wäre fatal für unsere Kinder, wenn wir so täten, wie wenn Motoren heute immer noch so wie 1959 aussehen würden, oder konkreter: wenn wir sie auf eine Welt ohne Hightech, ohne Computer vorbereiten würden. Ob es ihnen und uns passt oder nicht, die Welt ist komplexer geworden, aber auch die heutigen Probleme sind komplexer geworden. Um in dieser Welt bestehen zu können, muss man anders wahrnehmen, denken und handeln können als zur "Karmann-Zeit".

2 Antworten auf „Komplexität der modernen Welt“

  1. Letzten Samstag war ich an der Tagung UNM (Unterricht mit neuen Medien) an der PH in Zürich. Einer der Hauptreferenten, Thomas Merz von der Pädagogischen Fachhochschule Zürich, sprach zum folgenden Thema: “Die Schule bewegt sich – aber reicht das Tem

  2. Ein schöner Vergleich – ich kann es nur unterstreichen. Einsatz digitaler Medien bleibt ein Privathobby des Lehrers. Wer sie nutzt, tuts meist auf hohem Niveau. Dann die Riege an Kollegen, die E-learning für das Abspulen einer PPP halten. Und die Masse, die praktisch keine Medien einsetzt. Über die Gründe kann man in div. Studien (Bofinger für Bayern) nachlesen. Fatal ist nur, dass auch in den Studienseminaren und in der Lehrerausbildung sich wenig tut. Dort ist Medienaffinität weiter dem Zufall überlassen, der Ausbildungslehrer nutzt es oder eben nicht…

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