Digitaler Unterricht

Immer wieder stösst man auf die Formulierung “digitaler Unterricht”, kürzlich auf der Seite des deutschen Bildungsservers:

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Was aber soll denn genau ein digitaler Religionsunterricht – oder allgemeiner – ein digitaler Unterricht genau sein?

Auf dem deutschen Bildungsserver liest man weiter unten

Der Artikel enthält Anregungen zum Einsatz von Digitalen Medien im Religionsunterricht.

Es geht also offenbar um den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht. Ist das also ein digitaler Unterricht?

Folgt man dem Link, dann landet man auf dieser Seite.

Auch hier lautet die Überschrift

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Weiter wird dann genauer ausgeführt, dass es um “die Digitalisierung in Schulen” geht.

Die Religions- und Deutschlehrerin vom Gymnasium Altona in Hamburg verbindet in ihrem Unterricht schon lange analoge und digitale Techniken, um spielerisch den Lernstoff zu vermitteln.

Eine Verbindung von analogen und digitalen Techniken also? Folgt man der Darstellung auf der angegebenen Seite, dann sieht man, wie diese Verbindung aussieht.

  • Die Schüler spielen ein “Spiel”, eigentlich beantworten sie fünf Repetitionsfragen zum Thema “Gott & Göttliches”, die ihnen online gestellt und anschliessend als richtig oder falsch bewertet werden.
    Dieser Unterricht sei mehr “als nur der klassische Frontalunterricht”, sagen zwei Schüler*innen.

Dieser Unterricht “verwebt digitale und analoge Lehrmittel und Lernmethoden miteinander”, so der Kommentar. So nebenbei wird darauf verwiesen, dass die Lehrerin auch einen Blog betreibt.

  • Was im Beitrag nicht klar zum Ausdruck kommt, was aber doch zentral ist: Die Lehrerin organisiert ihren Unterricht über eine Webseite. Dort sieht man die zeitliche Planung, dort sind auch Protokolle zu finden.
    Dies scheint mir wesentlich wichtiger als das digitale Spiel. Über diese Oberfläche kann man nachher auch sehen, dass die Lehrerin auch ein Quizlet oder ein Kahoot zur Verfügung stellt.

Das also ist “digitaler Unterricht”? Der Begriff für diese Form heisst doch eigentlich “Blended Learning” oder auf Deutsch auch “Integriertes Lernen”.

Blended Learning oder Integriertes Lernen bezeichnet eine Lernform, die eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von traditionellen Präsenzveranstaltungen und modernen Formen von E-Learning anstrebt. Das Konzept verbindet die Effektivität und Flexibilität von elektronischen Lernformen mit den sozialen Aspekten der Face-to-Face-Kommunikation sowie ggf. dem praktischen Lernen von Tätigkeiten. Bei dieser Lernform werden verschiedene Lernmethoden, Medien sowie lerntheoretische Ausrichtungen miteinander kombiniert.

Ein digitaler Unterricht wäre also ein Unterricht, der ausschliesslich digital stattfinden würde. Dafür wurde der Begriff “E-Learning” geprägt. Ob der dargestellte Unterricht nun eher Blended Learning oder E-Learning ist, ist eine andere Frage. “Digitaler Unterricht” ist es aber kaum.

Klar, digitaler Unterricht ist eine kürzere und prägnantere Formulierung, aber eben nicht ganz präzis.

2 Antworten auf „Digitaler Unterricht“

  1. Lieber Jakob!

    Ganz herzlichen Dank für den Hinweis auf meinen Blog und die Verlinkung deinerseits.

    Kleine Korrektur: Ich bin nun nicht mehr Hamburger Lehrerin, sondern im schönen Baden-Württemberg. Das ist noch falsch verzeichnet in der angegebenen Quelle.

    Zu deinen Ausführungen :
    1. Die Nutzung digitaler Devices und Methoden im Unterricht ist hier ein wenig verkürzt. Im Unterricht selbst ist sie unterschiedlich stark ausgeprägt, was auch natürlich (vgl. SAMR-Modell) und didaktischen Überlegungen geschuldet ist. Da ich überzeugt bin, dass analoge und digitale Methoden und Fragestellungen gleichwertig nebeneinander stehen und sich ergänzen (vgl. Horst Heller) , lege ich tatsächlich Wert auf das Learning-Blend-Konzept als Teilkategorie digitalen Arbeitens.

    2. Außerdem ist es wichtig, dass Materialien im Sinne des OER-Konzeptes verbreitet, genutzt und verändert werden. Daher konstatiertest du richtig, dass die Veröffentlichung von Stundenverläufen (für Kollegen und SuS) noch wichtiger sind als da angegebene exemplarische Beispiel, welches dann eher im Unterricht als Gesprächsanlass genutzt werden sollte. (vgl. Blended-Learning)

    3. Ich selbst habe im Sinne von Open Stategy vor, mit Kollegen zusammen in der Fachlicher zu überprüfen, die Materialien dem steigendem Digitalisierungsgrad und neuen Möglichkeiten sowie Themen entsprechend anzupassen. Herzliche Adding also an dich und die Lesenden hier, diesbezüglich auch gerne kritisch nachzufragen oder Vorschläge zur Entweicht zu machen.

    Herzliche Grüße in die Schweiz und noch einmal lieben Dank für die Differenzierung bei dir hier auf dem Blog!

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