1000 Franken für die Vermittlung einer Lehrperson – LCH

Kantone und Gemeinden entwickeln ungewohnte Methoden, um Lehrerinnen und Lehrer zu finden. Ein SRF-Bericht zeigt: Mancherorts setzen die Schulgemeinden gar eine Prämie aus. Wer eine Lehrperson auftreibt, bekommt Geld.

Überall in der Schweiz fehlen Lehrerinnen und Lehrer. Kantone und Gemeinden versuchen, den Mangel an Lehrpersonen mit unkonventionellen Methoden zu bekämpfen. Wie die SRF-Sendung «Schweiz aktuell» berichtet, setzte die Schulgemeinde in Heiden (AR) etwa eine Prämie von 1000 Franken für die Vermittlung einer Lehrperson aus, berichtet SRF. Im Kanton Schaffhausen gibt es zudem Workshops, um Problemfelder zu erkennen und zu beheben. Zudem werden dort neu auch Lehrpersonen ohne pädagogischen Abschluss eingestellt.

Quelle: 1000 Franken für die Vermittlung einer Lehrperson – LCH

Bildungsfachleute

 In der Solothurner Zeitung von gestern fand ich den folgenden Artikel:

Da frage ich mich als Lehrer natürlich, wer oder was denn diese Bildungsfachleute sind. Eine Suche bei Duden ergibt ein ernüchterndes Resultat.

Gibt es also keine Bildungsfachleute? Oder gibt es sie zwar, aber es gibt das Wort gar nicht?

Eine weitere Recherche zeigt dann schnell, dass es sie gibt. Auf der Seite der Lernwerkstatt findet man nähere Details

Es wird ein modularer Lehrgang angeboten. Und warum soll man Bildungsfachmann/frau werden?

Bestätigen Sie Ihre Kompetenz: Mit dem anerkannten Zertifikat als Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis treten Sie auf dem Bildungsmarkt als qualifizierte Fachkraft auf und Sie stellen Ihre soziale, Ihre fachliche und Ihre methodische Qualität unter Beweis. Mit dem anerkannten Abschluss gewinnen Sie zusätzlich Vertrauen und schaffen die Voraussetzung für neue berufliche Chancen.

Was gilt es mitzubringen?

– Freude am Lehren und Lernen
– Idealerweise eine aktuelle Ausbildungstätigkeit in einem Unternehmen oder an einer Bildungsinstitution

Auch an der “Höheren Fachschule für Erwachsenenbildung, Leitung und Führung” gibt es eine entsprechende Ausbildung.

Und wie man dann weiter lesen kann, ist eine solche Ausbildung auch sehr wichtig.

Der rasante technologische, soziale und ökonomische Wandel fordert uns heraus, neue Wege in Management und Bildung zu gehen.
Deshalb braucht ein modernes Management führungskompetente AusbildnerInnen und bildungskompetente Vorgesetzte.

Und wer wird uns in besagtem Artikel der Solothurner Zeitung denn als ein solch bildungskompetenter Vorgesetzter gezeigt?

“Die Gesprächsrunde (v.l.): Georg Berger, Direktor BBZ Olten; Urs Schmid, Projektleiter Berufsbildung Kantonal-Solothurnischer Gewerbeverband; Remo Ankli, Vorsteher des Departements für Bildung und Kultur; Beat Nützi, Moderator und Präsident Zweckverband Kreisschule Gäu; Karin Büttler, Kantonsrätin und Mitglied der Bildungs- und Kulturkommission; Christoph Kohler, Direktor der Kreisschule Gäu.”

Alles klar? Die Lehrpersonen sind und bleiben Lehrpersonen und vielleicht bestenfalls Ausbildungsfachleute, oder nur Ausbildungsleute? Der Lehrplan 21 wird im Kanton Solothurn aber definitiv von Bildungsfachleuten vorgestellt, die Ausbildungsleute werden ihn nachher umsetzen.

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Belastung am Arbeitsplatz – Fragebogen

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Über den Lehrerfreund bin ich auf den COPSOQ-Online-Fragebogen gestossen.

Der standardisierte Copsoq-Online-Fragebogen erlaubt es (auch) Lehrer/innen, ihre berufliche Belastungssituation zu bestimmen und mit einer großen Referenzgruppe zu vergleichen. Dazu müssen knapp 90 Fragen online beantwortet werden (Dauer: ca. 15 Minuten). Die Ergebnisse werden im Vergleich zu den Angaben von >5000 Teilnehmer/innen dargestellt.

Lehrer vor fünfzig Jahren

Über delicious bin ich auf einen interessanten YouTube-Beitrag gestossen:


“Ein Originaldokument aus dem Jahr 1959 schildert den Arbeitstag eines Volksschullehrers in Hessen.”

Morgens um Viertel nach sieben verlässt er seine Wohnung, die sich in einem schönen Hochhaus befindet, ausserhalb der Stadt, “an der frischen Luft”. Mit dem Lift fährt er nach unten zu seinem Auto, das natürlich direkt vor dem Haus steht neben Fahrrädern und Motorrädern. Ein Auto kann er sich leisten, weil er genug verdient, 711 Mark netto. Sechs Unterrichtstunden pro Tag, vor der ersten Lektion wird ein Gebet gesprochen. Schliesslich nach sechs Lektionen noch eine Chorprobe und anschliessend eine Stunde Elternbesprechung.

Müde verlässt der Lehrer die Schule, denn sechs Unterrichtsstunden pro Vormittag sind zu viel. Nach der vierten Stunde lässt die Spannkraft nach und die Gefahr des Routineunterrichts taucht auf.

Ein Rätsel ist für mich allerdings, wie der Lehrer nach diesem Pensum trotzdem um 14.00 bereits zu Hause sein kann.

Der Beruf des Lehrers ist ein schöner Beruf und, wenn dies auch manche Leute bezweifeln, dennoch ein schwerer Beruf. Jedenfalls für jeden Lehrer, der seine Sache ernst nimmt.

Als Kontrast hier mein Beitrag, den ich vor einiger Zeit geschrieben habe.

Notenschlüssel online berechnen

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Der Lehrerfreund bietet hier die Möglichkeit, online aus Punkten oder Fehlern Noten zu berechnen. Die meisten Kollegen werden dies wahrscheinlich über ein Tabellenkalkulationsprogramm wie Excel selber machen – oder sie haben vielleicht noch Papiertabellen. Aber trotzdem, vielleicht ist man ja doch froh, wenn man seine eigene Tabelle mal überprüfen kann. Der Schlüssel kann übrigens an die verschiedenen Notensysteme angepasst werden.

Lehrer diskutieren in einem Blog

Gestern bin ich von einem Schüler mit Kritik konfrontiert worden, nichts Spezielles eigentlich. Die Art der Kritik war allerdings speziell. Der Vorwurf lautete, dass die Schüler dieser Klasse im Unterricht “nichts machen” würden. Da wir in der letzten Zeit viel gelesen, viel geschrieben, viel Textarbeit geleistet haben, schien mir dieser Punkt recht eigenartig. Ich hakte nach. Es kam folgendes raus:

In einer andern Klasse, die der Kritiker gut kennt, würden die Schüler aus dem Schulhaus gehen, Dinge tun, die mit dem Unterricht nicht mehr direkt zu tun haben. Man besucht Veranstaltungen, schreibt Drehbücher, vor allem verlässt man das Schulhaus.

Was habe ich mit dieser Klasse getan? Wir haben viel gelesen, wir haben uns mit grammatischen und stilistischen Problemen herumgeschlagen. Wir haben Sequenzen aus einem Buch dramatisiert und szenisch dargestellt. Wir sind meist im Schulzimmer, manchmal im Computerraum, wir arbeiten an und mit Texten. Ich greife zu Methoden der Visualisierung, ich setze Videos, Podcasts ein. Da fällt mir so nebenbei ein, einmal haben die Schüler einen Prosatext dramatisieren und dann aufnehmen müssen. Aber wir arbeiten meist im Schulzimmer. Wir arbeiten an und mit Texten. Das ist nicht immer abwechslungsreich, vor allem dann, wenn man die Texte nicht auf Anhieb versteht.

Dies zur Ausgangslage. Gestern Abend habe ich einen Beitrag von Norberto42 gelesen. Ich schätze die Beiträge dieses pensionierten Lehrers sehr. Sein Thema passte zu meinem. In seinem Beitrag geht es um die Tendenz in modernen Schulbüchern, Texte wirkungsvoll in Szene zu setzen, aber nicht wirklich zu diskutieren. Also habe ich einen Beitrag geschrieben und bin auf das Thema, das ich oben angeschnitten habe eingegangen. Heute Morgen hat ein weiterer Lehrer, Markus Märkl, der auch in meinem Blog schon Kommentare geschickt hat, einen neuen interessanten Diskussionsbeitrag verfasst. Auch Norberto42 hat sich diesen Morgen wieder gemeldet:

Liebe Kollegen,
ich freue mich über die Zustimmung und befürchte, das wir einen Stil des Unterrichtens repräsentieren (resp. dass ich repräsentiert habe), der nicht “modern” ist, sondern auf Nachhaltigkeit setzt, dafür auf Schnickschnack verzichtet.
Vielleicht kann man es mit dem Kollegen Jakob dahin formulieren: Konzentration vs. Zerstreuung?

Was mich an diesem Beispiel besonders fasziniert: Da kommen drei Berufskollegen aus unterschiedlichen Regionen und Ländern zu einer öffentlichen Diskussion zusammen. Mir hilft es, eine kleine Auseinandersetzung auf völlig anderer Ebene weiterzuführen. Vielen Dank an Norberto42 und Markus.

 

ICT im Unterricht – überfordern wir die Lehrkräfte?

Letzten Samstag war ich an der Tagung UNM (Unterricht mit neuen Medien) an der PH in Zürich. Einer der Hauptreferenten, Thomas Merz von der Pädagogischen Fachhochschule Zürich, sprach zum folgenden Thema: "Die Schule bewegt sich – aber reicht das Tempo?" Er meinte, dass das Tempo bei der Einführung der neuen Medien in den Unterricht nicht ausreiche. Man habe zwar viel getan, aber das reiche noch nicht. Er wünschte sich, dass der Unterricht mit neuen Medien viel schneller in die Schulzimmer kommen müsse. Andere Redner unterstützten dies. Von den Politikern verlangte er, dass sie Verbindlichkeiten in die Lehrpläne bringen müssten, dass sie aber auch Geld dafür einplanen müssten.

Wieder zu Hause im eigenen Schulhaus: heute wurde ich mit der Aussage konfrontiert, dass wir mit unserem Tempo im Bereich ICT die Lehrer überfordern würden. Unser Tempo: die Schulzimmer werden mit Beamern ausgestattet, wir verfügen über ein digitales Informationssystem für die Lehrerschaft, die Noteneingabe funktioniert digital, schliesslich haben wir vier Computerräume mit insgesamt ca. 70 Arbeitsplätzen – für 1500 Schülerinnen und Schüler. Wir haben Einführungskurse in Powerpoint, Word, Excel, Educanet2, WIKI und Podcasts für Lehrkräfte angeboten.

Überfodert dies einen Mittelschullehrer? Wir befinden uns nicht mehr in der Karmann-Zeit, unser Standard heute sind die komplizierten technisch hochgerüsteten Corsas. Wenn wir da noch mithalten wollen, dann müssen wir wohl oder übel uns mit diesen Neuerungen auseinander setzen. Es gibt kein Anhalten, Verschnaufen mehr. Die Digitalisierungswelle reisst alles mit.

Reicht das Tempo, mit dem ICT in unsere Schulzimmer kommt? Nein, es reicht nicht. Wenn wir medienkompetente Maturandinnen und Maturanden wollen, dann müssen wir gewaltig Tempo zulegen. In einem Diskussionsbeitrag im WIKI der Glarner-Schulen habe ich folgenden Diskussionsbeitrag gefunden, der vor vier Jahren geschrieben worden ist:

 …..Beobachte ich Kinder am Computer, so fällt mir auf mit welcher Selbstverständlichkeit die meisten, ohne Schwellenangst, ein neues Programm erkunden. Gameboys und andere elektronische Spiele erleichtern ihnen den Einstieg in die Computerwelt. Ich glaube auch, dass es an uns Erwachsenen liegt, dass die Integration dieses Mediums nur stockend voran kommt. Vielleicht sollten wir mehr Mut haben, die Jungendlichen einfach machen zu lassen und von ihrem Wissen zu profitieren.

Beitrag vom 1. September 2003