Guttenberg-Lexikon

Gestern fand man auf Twitter einige originelle Beiträge zum Jugendwort des Jahres:

Karl-Otto Kirst
“Lass mal die Hausaufgaben guttenbergen” – Langenscheidt kürt “swag” zum Jugendwort des Jahres 2011: 

Heute Morgen wollte es der Zufall, dass zwei Schülerinnen am Ende ihres Vortrages eine sehr originelle Quelle angaben: Guttenberg-Lexikon.

@P1190772

 

Moralische Hemmschwelle der Ehrlichkeit

Mark T. Fliegauf auf FocusOnline:

Plagiate, Possen, Preisrückgaben – zunehmender Leistungsdruck und gesteigerter Ehrgeiz lassen die Frage aufkommen: Hat Ehrlichkeit als Tugend ausgedient? (…)
Es ist am Schnittpunkt zwischen systematisch induziertem Ehrgeiz und Anforderungsüberflutung, an dem wir die moralische Hemmschwelle der Ehrlichkeit nur allzu oft (und allzu leicht) überspringen. (…) Sie können mir glauben, dass ich weiß, wovon ich spreche.

Alles klar? Nun wissen wir, warum so viel plagiiert wird.

Übrigens gemäss Duden:

pla|gi|ie|ren …  [spätlat. plagiare = Menschenraub begehen, zu lat. plagium]

© Duden – Deutsches Universalwörterbuch, 5. Aufl. Mannheim 2003.

Plagiate – immer wieder

Kaum hat die Kommission “Selbstkontrolle in der Wissenschaft” der Universität Bayreuth ihren Bericht an die Hochschulleitung publiziert, schon werden wir mit den nächsten Fällen konfrontiert, mit FDP-Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin, am 10.5.2011 konnte man dies auf FocusONLINE lesen. Einen Tag später dann berichtet etwa NZZOnline, dass Koch-Mehrin zurücktritt:

Koch-Mehrin hatte 1999 eine wirtschaftshistorische Dissertation zur lateinischen Münzunion an der Universität Heidelberg eingereicht. «Dort wird sie jetzt überprüft. Ich möchte, dass diese Prüfung nun vertraulich, fair, nach rechtsstaatlichen Massstäben und ohne Ansehen der Person durchgeführt und nicht dadurch belastet wird, dass ich herausgehobene Ämter innehabe», erklärte sie.

Weitere Informationen zu Plagiaten auf dem Deutschen Bildungsserver.

Interessant finde ich einen Beitrag auf TeachersNews. Dort wird sehr selbstbewusst geschrieben:

Schummel-Schüler leben gefährlich: Lehrer decken Plagiate schnell auf

Warum können denn Lehrer was Hochschulprofessoren nicht können?

Hinweise auf ein mögliches Plagiat geben demnach u.a. wechselnde Formatierungen im Text, unvermittelt auftretende Rechtschreib- oder Grammatikfehler, die der betreffende Schüler sonst nie macht, und Stilbrüche. Auch professionelle Bilder, Grafiken oder Tabellen in einer ansonsten dürftigen Arbeit sind nach Ansicht der Lehrerinformation verdächtig.

Es liegt also offenbar daran, dass die Schüler noch sehr naiv ans Plagiieren gehen.

Es ist übrigens sehr interessant, dass die allermeisten Lehrpersonen, die ich befragt habe, der Meinung sind, dass bei ihnen keine Plagiate abgegeben werden bzw. dass sie diese sofort erkennen.

Am 11. Mai habe ich dann ganz zufällig im RollingStone gelesen, der übrigens dem 70. Geburtstag von Bob Dylan gewidmet ist, dass auch Bob Dylan abgeschrieben hat.

Everybody, just relax: Bob Dylan is still, hands down, the most gifted and original songwriter of the past century. But yes, he did poach some stanzas from 19th-century Confederate poet Henry Timrod for Modern Times. He’s been lifting lines from other people for his entire career …

Im Artikel werden dann einige bekannte Plagiatsstellen von Dylan dargestellt. In einem Kommentar fragt dann jemand, woher denn eigentlich das Magazin den Namen gestohlen habe.

Plagiate

Auf der Seite von golem.de habe ich das folgende Zitat gefunden:

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und die Bundesöglich, Kindern und Jugendlichen die Unrechtmäßigkeit von Plagiaten zu erklären.

Der Fall hat aber auch etwas Gutes für die Schulen: Die Plagiats-Problematik wird uns wieder klar in Erinnerung gerufen.

Ich hatte im Jahr 2003 meinen ersten klaren Plagiatsfall, eine ganze Arbeit – bezeichnenderweise im Fach Ethik – war ein Plagiat, wortwörtlich abgeschrieben. Der Schüler, mit dem Plagiatsvorwurf konfrontiert, hat mich anschliessend dafür verantwortlich gemacht, überhaupt alle Lehrer, die langweilig unterrichten. Er hat mich schliesslich sogar beschimpft. Er erhielt dafür ein Ultimatum – d.h. eine Androhung auf Wegweisung von der Schule.

Seit diesem Fall habe ich mich stark mit der Thematik beschäftigt. Viel gelernt habe ich in Stefan Webers Buch Das Google-Copy-Paste-Syndrom. Ich versuche die Schülerinnen und Schüler für diese Problematik zu sensibilisieren und habe das Gefühl, dass dies auch gelingt. Wichtig scheint mir, dass wir die Schüler lehren, wie man sein eigenes Wissen strukturieren und aufbauen kann. Für ein gutes Wissensmanagement eignet sich der Computer natürlich sehr gut. In diesem Zusammenhang möchte ich nochmals citavi erwähnen.

Natürlich können wir nie verhindern, dass plagiiert wird. Es ist nie auszuschliessen, dass z.B. Maturaarbeiten an mehreren Schulen eingereicht werden oder dass eine Maturaarbeit später als eine Diplomarbeit eingereicht wird.

 

Plagiate – digitale Stilanalysen

Unter dem Titel Jagd auf Plagiate lesen wir auf PCWelt:

Das Internet ist ein Eldorado für Abschreiber. Ob fertige Hausarbeiten oder komplette Wikipedia-Artikel – nie zuvor konnte man fremdes geistiges Eigentum derart leicht zusammen stehlen und als seine eigene intellektuelle Leistung verkaufen. Diesem Treiben soll Picapica einen Riegel vorschieben: Die Software der Bauhaus-Universität Weimar spürt nämlich Abschreiber auf.

Der Artikel macht dann auf das Programm picapica.net aufmerksam. Dieses soll in der Lage sein "Textübereinstimmungen zu finden", dabei könne es nicht nur wörtliche Übereinstimmungen finden, sondern auch den Grad der Veränderung feststellen. Das Programm kann sogar noch mehr, wie einer der Entwickler sagt:

Wir können innerhalb von Texten aber auch Stilbrüche zeigen. … Unter anderem die Länge von Sätzen, die Häufigkeit bestimmter Wörter und der typische Satzaufbau sind Kriterien dafür.

picpica

Das sieht ja alles sehr vielversprechend aus, für mich nicht unbedingt wegen der Möglichkeit, Plagiate aufzuspüren, sondern wegen der Möglichkeit Stilanalysen an digitalen Texten zu machen. Darauf habe ich schon lange gewartet. Ein Programm, das uns auf mögliche Stilbrüche in unseren eigenen Texten aufmerksam macht oder das man in der Schule einsetzen könnte, einfach super. Darauf habe ich schon lange gewartet. Einen Haken hat das Ganze: Das Programm ist nicht erhältlich.

Plagiate an der Universität Zürich

In einem Artikel der NZZ von gestern, 1.2.2007, lesen wir, dass im letzten Jahr über 5 Studenten der Universität Zürich eine bedingte Exmatrikulation verhängt worden sei, weil sie in Arbeiten Zitate ohne Quellenangaben verwendet hätten. In den letzten eineinhalb Jahren hätten sich die aufgedeckten Plagiatsfälle gehäuft. Es werden neue Massnahmen geprüft oder neu eingeführt, um diesen Anstieg der Plagiatsfälle zu bekämpfen.

Das Problem ist natürlich auf allen Stufen erkennbar, vor allem in der Mittelschule im Zusammenhang mit den Maturaarbeiten. An der Kantonsschule Solothurn müssen die Schüler der Maturaarbeit eine Erklärung beifügen, in der sie bestätigen, dass sie die Arbeit ohne unerlaubte fremde Hilfe gemacht und dass sie alle benützen Quellen angegeben haben.

In seinem Buch Das Google-Copy-Paste-Syndrom bringt Stefan Weber dieses Phänomen der "Ergoogelung der Wirklichkeit" unter anderem in einen Zusammenhang mit der postmodernen Haltung der neuen Generation. Diese Generation habe ein völlig anderes Verhältnis zur Autorschaft von Texten.