Internet und Computer an Schulen – eine Antwort auf den NZZ-Artikel vom 6.11.07

NZZ

In regelmässigen Abständen erscheinen in der Presse kritische Beiträge zum Einsatz von ICT im Unterricht. Ausgelöst durch den Beitrag in der New York Times am 4.5.07, erschien zuerst im Spiegel ein längerer kritischer Beitrag zum Computereinsatz in Schulstunden, dann auch in der Schweizer Sonntagspresse. Nachdem Milliarden in die Technisierung der Schulhäuser investiert worden ist, sei derUnterricht dadurch nicht besser geworden, so lautet die einhellige Meinung. Der neue NZZ-Artikel formuliert etwas vorsichtiger, man sei „sich über den Nutzen der neuen Technologie in der Schule noch nicht im Klaren.“ Es fehle an Untersuchungen in der Schweiz, „die den positiven Einfluss von ICT auf die Leistung der Schüler nachweisen könnten“. Wir seien noch nicht über die Experimentierphase hinausgekommen.

Es stimmt sicher, viel Geld ist in die Vernetzung der Schulen investiert worden. Teilweise hatten die Verantwortlichen übertrieben hohe Erwartungen in den pädagogischen Nutzen der neuen Technologien. Andererseits wusste man nicht, wie diese neuen Technologien pädagogisch überhaupt sinnvoll angewendet werden konnten.

Aber im Ernst: Niemand hat doch ernsthaft geglaubt, dass die Schüler durch den Einsatz von Computern schneller lesen, rechnen und schreiben lernen. Niemand hat geglaubt, dass sich Schulleistungen allein durch die Anwesenheit von Computern verbessern lassen.

Und was hat man mit den riesigen Investitionen erreicht? Man hat mit diesem Geld nicht nur Computer angeschafft, man hat auch sehr viele Lehrpersonen in Kaderlehrgängen weitergebildet. Diese Lehrpersonen haben viele Unterrichtsbeispiele – sogenannte pädagogische Szenarien – erarbeitet, die für alle Lehrkräfte frei zugänglich sind. Wenn man diese Beispiele genau studiert, dann ist es blanker Hohn, hier einfach von einer Experimentierphase zu sprechen. Diese ausgebildeten Fachleute erteilen jetzt Weiterbildungskurse an Schulen und an pädagogischen Fachhochschulen. Zudem sind neuen Lehrplänen erstellt worden, die den Einsatz von ICT im Unterricht auf den verschiedenen Schulstufen regeln. Ist dies eine Experimentierphase? Ich würde es eher eine Aufbruchphase nennen. Jetzt müssten diese Lehrplanvorschläge von den zuständigen politischen Instanzen in Kraft gesetzt werden, dann werden wir die entsprechenden Veränderungen schon zu spüren bekommen.

Vielleicht greift die PISA-Studie ja zu kurz. Wäre es nicht an der Zeit, neben Lesen, Schreiben und Rechnen auch Medienkompetenz in die Messung aufzunehmen? Die Welt hat sich stark verändert, wer heute bestehen will, braucht weitere Kompetenzen, der Umgang mit Computern gehört dazu, vielleicht auch das Sich-Bewegen in sozialen Netzwerken.Die oberflächliche Kritik am Einsatz von ICT im Unterricht geht ganz einfach von einem traditionellen Verständnis von Bildung aus und bemängelt, dass die Informationstechnologien keinen oder nur einen sehr geringen Beitrag zu dieser Bildung leisten können.

Der NZZ-Artikel ist mit meinem Kommentar auch hier zu finden.

Nachtrag vom 21.11.07:

Gestern ist der Leserbrief in der NZZ erschienen. Der Beitrag ist hier zu finden.

 

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